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  • Altenberger Pinge
    Altenberger Pinge Foto: Phillip Maethner, CC BY-ND, Tourist-Information Altenberg
  • Altenberger Pinge, Luftaufnahme
    Altenberger Pinge, Luftaufnahme Foto: Egbert Kamprath, CC BY-ND, Tourist-Information Altenberg

Die berühmte Altenberger Pinge ist ein beeindruckendes Zeugnis der Bergbaugeschichte in Europa. 36 Abbauorte, 27 Häuser, 4 Göpel, auch das Wohnhaus mit Werkstatt des Bergschmiedes stürzten in die Tiefe.

Der große Pingenbruch 1620

Vor genau 400 Jahren, es lag meterhoher Schnee und ein rasender Sturm tobte über den Fichtenwald, am Montag, den 24. Januar 1620 erfolgte früh zwischen 4.00 und 5.00 Uhr der größte Pingenbruch in der Geschichte des hiesigen Bergbaus.

Zuvor waren in den Jahren 1545, 1578, 1583, 1587 und 1619 kleinere Brüche zu verzeichnen. Die Ursache für das Entstehen der Pinge war der über lange Jahre unregelmäßige Weitungsbau mittels „Feuersetzen“.

Diese Weitungen wurden völlig unkontrolliert in den Berg gebrannt, was sich später als sehr nachteilig auswirkte. Am 15. November 1545 brachen die ersten Pfeiler zwischen den einzelnen Weitungen zusammen und kosteten 8 Bergleuten das Leben.  

Am 22. April 1578 ereignete sich der zweite untertägige Bruch. Trotz allem wurden bedenkenlos weitere Hohlräume aus dem Gebirge gebrannt und das sogar bis in ca. 250 m Tiefe.

Bis es zum größten Pingenbruch am 24. Januar 1620 kam. 36 Abbauorte, 27 Häuser, 4 Göpel, auch das Wohnhaus mit Werkstatt des Bergschmiedes stürzten in die Tiefe.

Die Chronik schreibt dazu: „Da ist unser liebes Bergwerk alles in einen Haufen gegangen.“

 

Der Chronist Meißner berichtete wie folgt über die Rettung der verschütteten Bergleute:

„Zwanzig Personen haben sich auf den St. Erasmus-Schacht salviert. Vier Bergleuthe aber, sind auf einem Brennorte, wohin sie Holz gelaufen (getragen), auch verschoben worden, allwo sie ganzer drei Tage und drei Nächte ohne alle Speis, außer, dass sie Wasser getrunken, sich beholfen, bis man am dritten Tage aus dem Rauche, welcher von dem von ihnen gemachten Feuer aufstieg, geurtheilet, wo sie etwa seyn möchten, und Fahrten in den Creutzer Schacht gerichtet, bis man sie endlich auch gesund und unbeschadet herausgebracht hat. Allein ein gar alter Bergmann von 79 Jahren, namens David Eichler, ist nicht zu finden gewesen, auf welchen hernach die meiste Schuld sitzen geblieben, dass er nehmlich aller Warnungen ungeachtet, alle Berg-Vesten weggehauen habe.“

Der alte Eichler wurde nie gefunden und war seitdem der gute Geist der Altenberger Grube. Viele Jahre später wurde ein Schuh gefunden, der angeblich von ihm stammen sollte.

  

Nach dem großen Pingenbruch vereinigten sich 36 Gruben am 4. August 1663 zu einem gemeinsamen Betrieb, es bildete sich die große „Gewerkschaft des Zwitterstocks zu Altenberg“.

Die Pingenfläche betrug zu dieser Zeit etwa 2 Hektar (160 m x 130 m). Weitere Pingenbrüche folgten in den Jahren 1688, 1704, 1714, 1716, 1730, 1776, 1785, 1817 und 1844.

Ab 1680 wurde vorwiegend Brucherz abgezogen, der Weitungsbau wurde ab 1840 vollkommen eingestellt.

Durch die ständige Erweiterung der Pinge kam es immer wieder zu Bergschäden. Angrenzende Wohnbereiche und Straßen (Mühlen-, Anton-Unger-, Pingen-, Marien-, Paul-Haucke-, Feldstraße, Bärensteiner Straße, Obere Straße sowie die Kleine Kirchgasse fielen der Pinge teilweise bis völlig zum Opfer.

Bis in die 1950-er Jahre rodelte man mit Schlitten oder fuhr mit Skiern in die Pinge, so berichteten Zeitzeugen.

Von 1937-1953 führte vom Einfahrtshaus am Pingenrand an der Anton-Unger-Straße ein Weg in die Pinge zum Mundstollen Heinrichstollen und weiter durch einen Fahrstuhlschacht auf die Heinrichsohle.

Insgesamt wurden der Pinge ca. 37 Millionen Tonnen Roherz bis März 1991 entnommen. 1986 wurde erstmals 1 Million Tonnen Roherz in einem Jahr gefördert.

Zum Zeitpunkt der Stilllegung des Bergbaus am 28. März 1991 (Förderung letzter Hunt) betrug die Pingengröße 12-13 Hektar, mit einem Durchmesser von ca. 450 m und einer Tiefe von ca. 115 m, und ist damit die größte Pinge Europas.

Durch Erosion gibt es weitere Nachbrüche und die Pinge wird sich noch etwas im Durchmesser vergrößern, jedoch die Tiefe nimmt ab.

Die Pinge bleibt als technisches Denkmal, und seit 2019 als Weltkulturerbe, ein Wahrzeichen der Stadt Altenberg.

Bei einer „Pingenwanderung“ von April bis ca. Oktober und einem direkten Blick von der Aussichtsplattform in die Pinge kann man mehr erfahren.

 

Quellen: „Bote vom Geising“, Altenberger Bote (Artikel von Heinz Bernhardt), Sächsische Zeitung, Weißeritz-Woche, Chronik von Christoph Meißner

Uwe Petzold, Ortschronist

Zu diesem Unglück ein Gedicht, eines unbekannten Verfassers, über das Geschehen vom großen Pingenbruch:
Die Altenberger Pinge - Ansicht im Jahr 1841
Foto: Stadtarchiv Stadtverwaltung Altenberg, Tourist-Information Altenberg

Zu diesem Unglück ein Gedicht, eines unbekannten Verfassers, über das Geschehen vom großen Pingenbruch:

Ein schauerliches Wetter heute

Es jagt von unwirtbarer Höh`

Hinaus ins ungemessne Weite

Der fessellose Sturm der Schnee

Es starren von den eisigen Flocken

Gesichte, Hände, Bart und Locken

Uns grausig deckt die dunkle Nacht

Der schönen Erde Licht und Pracht.

 

Und nicht bloß von den kalten Wangen

Scheucht solch ein Wetter Freud und Lust

Es zieht ein unerklärlich Bangen

Wie Ahnungsschauer durch die Brust

Drum lasst vor drohenden Gefahren

Uns gläubig im Gebet und wahren

Den wohl Gebet dem Herzen tät

Es gibt ihm Zuversicht und Mut.

 

Ach Possen, rief darauf mit Lachen

Ein alter Häuer höhnend aus

Wer wird sich solche Sorgen machen

Ein rechter Mann macht sich nichts draus

Wie oft bin ich schon angefahren

In meinen neunundsiebzig Jahren

Da hilft kein beten nur Verstand

Und frischer Mut und starke Hand.

 

Stets muss man Gottes Macht verehren

Hub drauf der erste wieder an

Ihr Brüder wollt drum euch ehren

Was jener Alte sprach nicht dran

Dem alten David muss noch kommen

Drum Gott ist nur mit seinen Frommen

Wer seine Grüße frech verlacht

Den lässt er Fühlen seine Macht.

 

Auch gibt’s ja Warner unserer Stunden

Der wunderbaren Zeichen viel

Die deutlich Gottes Zorn verkünden

Wars etwa nur des Zufalls Spiel

Wie jüngst ob unserer Werkgerüste

Das weiße Roß zog durch die Lüfte

Und an der Pinge steiler Wand

Dem Aug` im nu spurlos verschwand.

 

So wanderten zur fernen Grube

Durch Schnee und Sturm, durch Nacht und Graus

So Häuer, Zimmerling und Bube

Und Bergmann allemal hinaus

Die Jungen gepflegten und die Alten

Sich auf dem Weg zu unterhalten

Weil unten dann im tiefen Schacht

Auf Arbeit man muss sein bedacht.

 

Bald waren alle angekommen

Sie eilten gläubig zum Gebet

Weil stets nach Bergmannsbrauch den Frommen

s`Gebet voran der Arbeit geht

So betet denn in Zweifels Namen

Ich spreche dazu immer Amen

So lachte der Alte höhnisch drein

Und fuhr voraus zur Grube ein.

 

Bald folgten ihm die andern alle

Und griffen fleißig Mann für Mann

Bei ihrer Schlägel muntern Schalle

Die schwere Arbeit rüstig an.

Gar tüchtig gings an allen Enden

Den wackren Leuten von den Händen

Denen wohl gerät durch Gottes Kraft

Das was der Fromme fleißig schafft.

 

Gott riefen jetzt der Stummen viele

Dem Alten Häuer ängstlich zu

Ist denn Gefahr dir nur zum Spiele

Hat dein verwegner Sinn nicht Ruh`

An dir, an uns auch wird sich`s rächen

Willst du die Festen töricht brechen

Auf denen ja allein so gut

Das ganze Stockwerk sicher ruht!

 

Ihr fürchtet euch ihr feigen Meinen

Rief da der Alte zornig her

Und wollt die kühne Hand mir kommen

Doch danach frag ich nimmermehr

Ich träume und schaffe nicht im Beten

Nur Taten sollen von mir reden

Und somit hieb er drauf und drein

Die feste starke Säule ein.

 

Da krachten laut der Erden Fugen

Es stürzt der Schacht in sich hinab

Und lose Erzgesteine schlugen

Mit donnernden Getöß herab

Und als der letzte Schall entschwunden

war`s wie im Grabe stille Ruh`(ruhten)

Wohl hatten alle drin im Schacht

Die allerletzte Schicht gemacht.

 

Doch tausend treue Retter flogen

Herbei und fuhren kühn hinab

Zu ihrer Brüder Gruft und zogen

Sie lebend aus den furchtbaren Grab

Und keiner fehlte mehr von allen

Die in der Pinge Sturz verfallen

Doch von dem Alten Häuer nur

Fand man bis heute keine Spur.

 

So viel man sich auch Müh`gegeben

Sooft man auch nach ihm gesucht

Umsonst, umsonst war jeglich Streben

Und Täuschung nur der Arbeit Frucht

Auf immer war der Greis verschwunden

Er modert noch im Schacht tief unten

Bis zur Vergebung aus der Gruft

Der einst ihn Gottes Stimme ruft.

 

Noch ruht er fern von seinen Lieben

Es drückt der Erze Wucht ihn schwer

Ein Denkmal ist von ihm geblieben

Weit schaut ein offnes Grab daher

Zur Warnung kommender Geschlechter

Ruht hier der Gotteswortverächter

Noch heut spricht mit berednen Mund

Von ihm der Pinge tiefer Grund.

Foto: Phillip Maethner, CC BY-SA, Tourist-Information Altenberg
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